"Passiver" Missbrauch und Einsamkeit in der sexuellen Biographie und ihre Auswirkung
Eines der Themen, die in meiner Praxis im Rahmen der Aufarbeitung der eigenen se*uellen Biografie häufig auftauchen, ist das, was ich als "passiven Missbrauch" bezeichne, sowie ein weiteres, tiefgreifendes Thema, das viele Menschen im Erwachsenenalter prägt: die Einsamkeit in Überforderungssituationen im Bereich der Se*ualität. "Passiver" Missbrauch Aktiver Missbrauch ist uns allen bekannt: Es handelt sich um aktive Übergriffe von Bezugspersonen (wie Eltern, anderen erwachsenen Familienmitgliedern, Lehrern, Ärzten usw.) auf körperlicher oder emotionaler Ebene. "Passiver" Missbrauch wird oft übersehen, da scheinbar keine aktiven Handlungen stattfinden. Dennoch kann er erhebliche Schäden verursachen, die unsere Fähigkeit beeinträchtigen, eine gesunde Se*ualität und Intimität zu leben. Stellen wir uns vor, die Se*ualität eines Kindes sei wie ein unbeschriebenes Blatt. Das Kind sollte seine se*uellen Bedürfnisse und Funktionen aus eigenem Antrieb und im eigenen Tempo entdecken. Jegliche künstliche, von außen kommende und unerwünschte Eindrücke und Erlebnisse können dieses sich entwickelnde Selbstbild negativ beeinflussen. Man kann es sich vorstellen, als würden verschiedene Schichten über das gelegt, was sich von selbst zeigen und entdecken möchte – wie ein Programm, das über etwas ursprünglich Freies und Eigenes gelegt wird. So kann es leicht passieren, dass Kinder ungewollt Zeuge se*ueller Handlungen von Erwachsenen, pornografischer Inhalte oder verzerrter Darstellungen von Se*ualität werden. Diese Bilder und Wahrnehmungen können sich so tief in das Bewusstsein des Kindes einprägen, dass sie die Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse in der Se*ualität derart verschleiern, dass es im angemessenen Alter sehr schwierig wird, den eigenen Weg zu finden. Diese Diskrepanz kann zu chronischen Störungen wie erektiler Dysfunktion, verzögerter oder vorzeitiger Ejakulation oder Anejakulation (fehlende Ejakulation) bei Männern sowie Genito-Pelviner Schmerz-Penetrationsstörung (Dyspareunie und Vaginismus)bei Frauen und genereller se*ueller Unlust führen. Des Weiteren haben von "passivem" Missbrauch und Einsamkeit in überfordernden Situationen betroffene Personen Schwierigkeiten, eine gesunde und adäquate Beziehung zum eigenen Körper und zu anderen Bezugspersonen aufzubauen, mit denen sie Intimität teilen. Einsamkeit Wie die renommierte Psychologin und Kindheitsforscherin Alice Miller bereits sagte: Jedes Kind könnte überfordernde Erlebnisse gut verarbeiten und integrieren, ohne Schäden davonzutragen, wenn es dabei von einer Bezugsperson unterstützt würde. Damit komme ich zum zweiten Thema, der "Einsamkeit". Es zeigt sich, dass wir oft mit unseren Überforderungen im Bereich der Se*ualität allein gelassen wurden. Dies betrifft nicht nur Situationen des "passiven" Missbrauchs, sondern auch Lebenslagen, in denen wir unsere eigene se*uelle Kraft und ihre Funktion und unsere Empfindungen im Körper entdecken und Fragen zum Umgang mit auftauchender se*ueller Energie stellen. Die Bezugspersonen von damals waren aus verschiedenen Gründen nicht für uns da und haben uns nicht geholfen, die überfordernden Situationen zu meistern und zu bearbeiten. In unserem Erwachsenenalter "spiegeln" uns dann Personen aus unserem engeren Umfeld oft unsere Defizite wieder, und wir sind gezwungen uns mit den Ursprüngen unserer Schwierigkeiten auseinanderzusetzen. Die gute Nachricht ist, dass man all diese störenden Inhalte aufdecken und bearbeiten und sich von eingeprägten und künstlich aufgezwungenen "Programmen" befreien kann. Es ist möglich, die Beziehung zum eigenen Körper und zu Personen, mit denen man Intimität lebt zu bearbeiten. Dadurch kann man diese Beziehungen in Leichtigkeit und frei von fremden Prägungen gestalten.
In meiner Praxis arbeite ich in sexualtherapeutischen Sitzungen mit nonverbalen Methoden wie kunsttherapeutischem Ausdruck, Imagination, Befreiung des limbischen Systems (und Neukodierung) und Familienaufstellungen.
Diese Methoden unterstützen den Zugang zu unbewussten (und in ferner Vergangenheit liegenden, bis zu pränatalen bzw. reinkarnativen Zeit) Inhalten, die uns daran hindern, unsere Authentizität und Souveränität in der Sexualität auf emotionaler, körperlicher, kausaler und Bewusstseinsebene auszuleben.
Im Unterschied zu Beratung oder Coaching ist es möglich, in tiefere Ebenen des Menschen einzutauchen und die eigenen Bedürfnisse und die Funktionalität der sexuellen Energie neu zu entdecken und zu definieren und so effizienter zu Ergebnissen im therapeutischen Sinne zu kommen.